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Pokert SCB-Trainer Jussi Tapola heute um seinen Job?

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Bern Goalie Philip Wüthrich.Bild: www.imago-images.de
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Pokert SCB-Trainer Jussi Tapola heute um seinen Job?

Nach dem 3:0 am Mittwoch ist eigentlich klar: Philip Wüthrich wird heute Abend in Zug im Tor stehen. Wenn nicht, beginnt eine Entwicklung, an deren Ende ein Trainerproblem beim SCB stehen wird.
30.03.2024, 14:4530.03.2024, 17:07
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Jussi Tapola ist einer der grossen Bandengeneräle ausserhalb der NHL. Seit zehn Jahren gelingt ihm fast alles, seit zehn Jahren eilt er von Erfolg zu Erfolg. Fast wie der grosse Napoléon, der nach seinem erfolgreichen Italienfeldzug Ende der 1700er-Jahre auf Europas Schlechtfeldern von Triumph zu Triumph eilte. Bis er sich 1812 in seiner Selbstüberschätzung gegen Russland wandte und unterging. Obwohl er bis Moskau gekommen war. «Mit Mann und Ross und Wagen hat sie der Herr geschlagen.»

Wird Bern 2024 für Jussi Tapola, was Moskau 1812 für Napoléon war? Obwohl der Finne bis ins 6. Viertelfinalspiel gekommen ist. Was keinem SCB-Trainer seit Kari Jalonen im Frühjahr 2019 gelungen ist.

Das mag nun alles gar pathetisch und weit hergeholt klingen. Aber die Frage ist für einmal vor dem vielleicht letzten Spiel der Saison für den SCB-Bandengeneral interessant. Die stets gut informierte Berner Zeitung hat nach dem 6. Spiel geschrieben: «Dem SCB gelang die defensiv bislang wohl beste Leistung unter dem Finnen. Und auch die sechste Partie dieser Serie zeigte einmal mehr auf, dass der Goalie praktisch ein Nullfaktor ist beim SCB. Und es damit auch fast keine Rolle spielt, ob Adam Reideborn oder Philip Wüthrich im Tor steht.»

Der Torhüter ein Nullfaktor? Es spielt also praktisch keine Rolle, ob Philip Wüthrich im 7. Spiel im Tor steht? Ist das nicht völlig absurd? Absurd ja, wenn wir davon ausgehen, dass eigentlich jeder Trainer der Welt dem Torhüter, der Spiel 6 «zu null» gewonnen hat, auch im 7. Spiel das Vertrauen schenkt. Erst recht in diesem Fall: Spielt Philip Wüthrich, kann der SCB sechs ausländische Feldspieler einsetzen. Steht der Schweden Adam Reideborn im Kasten, nur fünf.

Jussi Tapola tickt als «Napoléon der Hockeytrainer» eher wie der grosse Korse als wie ein gewöhnlicher Hockey-Trainer. Es mag unwahrscheinlich sein, dass er im 7. Spiel nicht auf Philip Wüthrich setzt. Aber es wäre keine Überraschung, wenn Jussi Tapola sich anders entscheidet, als die ganze Hockey-Welt erwartet.

Tut er das, pokert er hoch, pokert er um seinen Job. Gewinnt er mit Adam Reideborn, dann ist er der grösste Bandengeneral seit Scotty Bowman. Um nochmals den Vergleich zu bemühen: Dann ist er grösser als Napoléon.

Aber eine Niederlage in Zug mit Adam Reideborn wird unweigerlich eine Entwicklung in Gang setzen, an deren Ende wieder einmal ein SCB-Trainerproblem stehen wird. Dann wird selbst eine ehrenvolle Niederlage in Zug so sein wie das Drama an der Beresina für Napoléon beim Rückzug aus Russland.

Napoléon war auch Kaiser der Franzosen und konnte sich – mit Unterbruch – noch zwei Jahre bis 1815 an der Macht halten. Jussi Tapola ist nicht der Kaiser von Bern. Er ist der Trainer von Sportchef Andrew Ebbett. Der Kanadier ist abgesetzt worden und nun werden Obersportchef Martin Plüss und Untersportchef Patrik Bärtschi die neuen Vorgesetzten des SCB-Trainers. Sie werden im Falle einer Niederlage in Zug nicht zwei Jahre bis zur Absetzung des Trainers warten.

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12 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Amarillo
30.03.2024 16:10registriert Mai 2020
Bisher ist der SCB in Zug an vielem gescheitert, aber nicht am Goali, obwohl Reideborn gegen Ende der Quali tatsächlich etwas geschwächelt hatte. Entscheidender ist aber, dass die Offensive schon die ganze Saison Mühe hat. Hoffnungsträger Knight war ausserhalb des Powerplays kein Faktor, nun ist Kahun auch in ein Loch gefallen. Der SCB wäre auf jede Hilfe angewiesen, ausgerechnet bei den Ausländern für die Offensive hat man sich jedoch erneut vertan.
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chrimark
30.03.2024 17:05registriert November 2016
Vergleicht man die Entwicklung des jetzigen SCB mit denjenigen SCBs der Saisons nach dem letzten Titel, gibt es keinen rationalen Grund Jussi Tapola zu entlassen. Völlig unabhängig davon, ob der SCB heute Zug aufs Abstellgleis stellt oder nicht. Basierend auf der Saison und der Mannschaft ist die Viertelfinal Belle passend, alles was dazu kommt ist Zugabe. Soll die positive Entwicklung weitergehen, sind Plüssi&Bärtschi bei der Mannschaftszusammenstellung gefragt und nicht beim Trainer.
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Houseli ab em Gurnigu
30.03.2024 16:46registriert November 2021
Das ist ja seit Jahren das grösste Problem beim SCB. Man wechselt lieber die Trainer aus, statt offen über die Leistung jedes einzelnen Spielers zu sprechen und daraus die nötigen Konsequenzen zu ziehen. Würde das rigoros passieren, stünde eine ganz andere Mannschaft auf dem Eis.
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